Nackte Körper. Stage Diving. Ein Battle auf der
Bühne.
Willkommen zu einem ungewöhnlich Konzert, die für
Jennifer Rostock Verhältnisse die Norm sind. Das wichtigste Hilfsmittel des
Abends: Der Schnaps.
Die gute gelaunten Punk Rocker mit der toughen Frontfrau sind mit der EP "KALEIDOSKOP" auf Deutschland Tour. Von Anfang November bis Anfang Dezember sind Jennifer Rostock unterwegs.
Jennifer Weisst verdeckt im Nebel. Im Hintergrund das Kaleidoskop Logo. |
Auch wenn tausend Farben sich um uns
drehen?“
Aus: Jennifer Rostock –
„Kaleidoskop“
Definitiv Ja. Neben dem sehr
gelungenen Lichterspiel zwischen Bühnenbeleuchtung und dem LED-Logo eines
Kaleidoskops im Hintergrund konnten - „auch wenn tausend Farben sich um uns
drehen“ - alle Jennifer Weisst sehen. Und mit ihr auch ihren halbnackten
Körper. Lediglich ein hautenges schwarzes Netz-Catsuit bedeckt sie, wobei das
Wort „bedeckt“ nur in den intimen Bereichen seinen Zweck erfüllt. Doch sie kann
es sich erlauben. Mit ihrem tattoowierten Körper sieht es aus, als ob das
Netz-Catsuit lediglich ein Kunstwerk umhüllt und keine nackte Haut. Um ihrer
Taille als Accessoire: Ein Hüftgürtel mit dem Kaleidoskop-Logo als Schnalle.
„Ich brauch erstmal nen Schnaps!“
An diesem Abend wird im
Skater’s Palace Münster nicht geskatet, sondern gefeiert.
Vollgas von Anfang an.
Erster Song: „Insekten“. Die Bühnenlichter scheinen Blau. Das Kaleidoskop
Zeichen auf der Bühne leuchtet auf und zusammen mit dem Einstieg der Punk-Rock
Band, feuern Konfettikanonen ihre Munition durch die ganze Halle. Zwei Minuten
lang spielt die Band, ohne dass das Publikum etwas von Sängerin Jennifer Weisst
zu sehen bekommt. Erst nach der ersten Strophe, die sie noch hinter der Bühne
singt, springt sie auf die Bühne und performt.
Der Klang in der angenehm
warmen Halle konnte besser nicht sein. Die Stimme wurde nicht von den
Instrumenten verdrängt und der Bass war genau richtig.
Nach dem Song macht sie direkt
klar, wer in der Halle die Hosen an hat: „Jungs?! War heut morgen noch beim Frauenarzt.
Alles gut!“, sagte sie und geht sich dabei mit der Hand zwischen die Beine.
Dann folgte der wohl am
meist gesagte Satz des Abends: „Ich brauch erstmal nen Schnaps“ und schon war
der Backliner zur Stelle, mit einem Tablett Klaren.
„Du sagst, ich soll auch mal meine
Stimme schonen
Ich sag: Keine nimmt mir mein Mikrofon.“
Ich sag: Keine nimmt mir mein Mikrofon.“
Aus: Jennifer Rostock –
„Mein Mikrofon“
Ein Konzert von Jennifer
Rostock ist etwas besonderes. Die Leidenschaft zur durchgehend rockigen Musik
ist dabei jedem anzusehen. Besonders bei Alex Voigt. Mit Zigarette im Mund,
Augen zu und einem relaxten Auftreten scheint er wie in einer anderen Welt zu
sein, als seine Finger die Seiten der Gitarre spielen.
Die Band Jennifer Rostock auf der Bühne des Skater's Palace, Münster. |
Hauptsächlich erreicht aber
die Fronfrau die volle Aufmerksamkeit. Sexy Hüftbewegungen. Die Hand zwischen
den Beinen. Zitate wie: „Ich weiß ihr mögt das immer gerne: Beim Konzert etwas
fummeln. […] Ordentlich die Zunge in den Hals rammen.“ Jennifer Weisst mag es
eben etwas direkter. Und ihre Fans steigen darauf ein. In der Mitte: Ein großer
Kreis. Und jedes Mal, wenn die Band anfängt zu spielen, springen die Fans rein.
Rücksicht auf andere ist Fehlanzeige. Es ist eben ein richtiges Rock Konzert.
Doch die Frontfrau geht noch
ein Schritt weiter: „Jetzt macht noch mal so ein richtig großen Kreis in der
Mitte und dann möchte ich, dass alle Jungs sich rein stellen und ihr Oberteil
ausziehen!“ Gefühlt sind 70 Prozent des gut gefüllten Skater’s Palace weiblich.
Von dem ca. 30 Prozent Männeranteil trauen sich zehn in den Kreis und machen
genau das, was Jennifer Weisst von ihnen verlangt. Von Oberteil ausziehen bis
hin zu über Zeige- und Mittelfinger lecken und die Nippel hart machen. Beim
letzten Part zögern dann doch noch einige, also macht es ihnen die Frontfrau
auf der Bühne vor, und schiebt sich ihre freie Hand unter ihre leichte
Bekleidung und massiert ihre Brustwarzen.
Das Battle
Jennifer Weisst bereitet die Kandidatinnen auf das Battle vor. |
Ein Kapitän verlässt nie
sein Schiff. So ist es auch im Song von „Der Kapitän“, den die Frontfrau
zusammen mit zwei zufällig aus dem Publikum gewählten Kandidatinen singt. Der
discotaugliche Glam-Punk samt Retroeinschlag erzeugt selbst in einem Battle das
Quintett. Wie Blondie. Nur auf deutsch. In Brünett. Nachdem die beiden sich
nach vorne gedrängt und auf die Bühne geholt wurden, folgt noch eine kurze
Einweisung von Jennifer Weisst: „Denkt daran, es ist ein Battle. Die von euch,
die ihre Strophe besser performt gewinnt.“ Als Tipp gibt sie den beiden noch
mit, dass sie sich auf der Bühne verkaufen müssen und schaut dabei dreist in
das Dekolleté einer Kandidatin. So ein
bisschen Ausschnitt zeigen soll, laut Jennifer, durchaus Erfolgschancen mit
sich bringen.
Während der Performance
scheint die Nervosität dann doch überhand zu nehmen. Kleine Texthänger werden Dank
der Hilfe von Weisst ausgebügelt und immerhin traut sich eine von beiden dann
doch noch etwas Haut zu zeigen und zieht ihr Shirt kurz hoch. Ob das der Grund
war, warum das Publikum sie knapp zur Siegerin gewählt hat, ist nur zu erahnen.
Eine Zugabe – Ein Konzert
„Der nächste Song, ist der
letzte für diesen Abend.“
Mit diesem Satz, feiert die
Masse, als gäbe es kein Morgen mehr. Toben, springen, mitsingen und sich selbst
so richtig zum schwitzen bringen. Was die Masse bis dahin noch nicht wusste: Es
wird weder der letzte, noch der vorletzte Song sein.
Jennifer Weisst schwingt die Regenbogenflagge zum Zeichen der Toleranz. |
Es fühlt sich an, als gäben
Jennifer Rostock noch direkt ein zweites Konzert, denn nach einem im
Chor-Rufenden „Zugabe! Zugabe!“ kommt die Band zurück auf die Bühne. Und mit
der Zugabe folgt nicht wie gewöhnlich ein Song, sondern gleich mehrere. „Ein
Schmerz und eine Kehle“ ist einer davon. „Dieser Song geht an alle Schwulen und
Lesben Hasser!“ und während der Performance überreicht ihr der Backliner die
Regenbogen Flagge zum Zeichen der Toleranz. Selbst das Kaleidoskop Logo färbt
sich im
Hintergrund in den Farben
des Regenbogens.
Das Jennifer Weisst ihren
Fans ganz nah ist, zeigt sie besonders gegen Ende des Konzerts, als sie mitten
im Song von der Bühne hüpft, zur ersten Reihe geht und ihren Arm in die Masse
streckt. Direkt halten ein Dutzend Fans ihre Hand sowie ihren tattoowierten
Unterarm. Ab und zu muss die Security eingreifen, weil so mancher Fan nicht
loslassen will, aber Jennifer Weisst scheint es egal zu sein. Und somit
verabschiedet sie sich gegen Ende, als sie wieder auf die Bühne springt und
zusammen mit ihrer Band den nun wirklich letzten Song performt.
Ihr Feature Kollege NicoWebers, der für zwei Songs mit auf der Bühne stand (Der kurz vorher für ein
Stage Diving ins Publikum sprang) und die Vorband KMPFSPRT werden dabei zum Feiern auf die Bühne geholt.
Und der Abend endet so, wie er begann. Mit Konfettikanonen, die eine ganze
Halle zum Schimmern bringen.
Seit dem 08.11.2014 ist die Band nun mit ihrer "Kaleidoskop" EP auf Tour. Der große Abschluss-Gig steigt am 02.12.2014 in, wie könnte es anders sein, Rostock.
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